14
Aug
2006

Day by day, in every way, I am getting better and better

Mein Freund Karl kümmert sich jetzt um seine inneren Konzepte. Das weiß ich, weil ich war gestern mit ihm aus. Er sei unheimlich erleichtert, hatte er mir zwischen zwei Kristallweizen erklärt, seit er mithilfe seiner Strukturberaterin herausgefunden hat, dass er sich im Grunde seines Herzens für vollkommen wertlos hält. Es ginge ihm jetzt wirklich viel besser, denn nun müsse er sich und allen anderen endlich nichts mehr vormachen. Hätte ja schließlich auch vorher nichts gebracht, denn egal wie sehr er er sich auch abgestrampelt hatte, am Ende eines Tages und im Grunde seines Herzens...genau: wertlos.

Petra hingegen ist nicht so leicht bereit, sich abzufinden. Neben ihrem Bett liegt eine Kladde, in die sie jeden Morgen, gleich nach dem Aufwachen und mit vom Schlaf noch etwas zittriger Handschrift „Ich bin nicht gut genug!“, „Ich bin nicht schön!“, oder auch: „Ich schaffe das alles nicht“ hineinschreibt. Diese Technik entstamme einem Buch über Selbstmotivation, welches sie gerade gelesen habe und helfe ihr, fühlte sie sich angesichts meiner erschütterten Miene genötigt zu erklären, all diese negativen Selbsteinschätzungen aus ihrem Innern raus- und endlich loszulassen. Und um ganz sicher zu gehen, dass das auch wirklich funktioniert, liest sie sich die Sätze kurz nach dem Aufstehen noch einmal vor und beginnt den Tag mit einem dreifach geschmetterten „Ich bin ein riesen Arschloch!“ „Ich bin ein riesen Arschloch!“ „Ich bin ein riesen Arschloch!“

Karin wiederrum verfolgt seit einigen Wochen eine etwas andere Strategie. Auf die Spiegel in ihrer Wohnung hat sie mit knallrotem Lippenstift in großen Lettern "JAAAAA!" gepinselt. Zu dieser Maßnahme hat ihre Heilerin ihr geraten. Jetzt kann sie sich zwar nicht mehr richtig sehen, fühlt sich dafür aber von ihrem verdeckten Konterfei um so mehr bestätigt und motiviert. Vielleicht stehen diese beiden Sachverhalte ja in einem Zusammenhang, aber das traute ich mich nicht zu sagen.

Und gerade hat Peter angerufen und unsern Joggingtermin abgesagt. Er hat dick geschwollene Knöchel, irgendetwas muss entsetzlich schief gegangen sein, bei seinem jüngst aufgenommenen, gelenkschonenden Lauftraining nach Dr. S. Um seine 90 Kilo Lebendgewicht nicht bei jedem Schritt mit voller Wucht auf die Knie zu donnern, hatte er seine täglichen Runden eine Zeitlang auf Zehenspitzen durch den Park gedreht. Denn das sei schließlich die eigentlich viel natürlichere Laufhaltung...

12
Aug
2006

Richard und Paula

Neulich fand ich im Haus meines Vaters eine alte Holzschatulle. Nichts wertvolles, ein billiges Souvenir mit einer nachcolorierten Panoramapostkarte im Deckel. Darauf Berge. Ein See. Im Innern eine Sammlung alter Knöpfe und darunter, hinter der roten Stoffverkleidung, ein Liebesbrief. Geschrieben am Weihnachtsabend 1943 von einem mir unbekannten Richard und gerichtet an meine Oma Paula, die Mutter meiner Mutter.

Zärtlich und rührend um Haltung bemüht waren diese Zeilen, von denen nur die Zeit, die seit ihrem Verfassen vergangen war, mir erlaubten, sie zu lesen. Wie sehr er jetzt gerade an sie dachte, während sie an der Seite ihres Mannes den Weihnachtsabend verbrachte. Wie er sich die Freude in den Augen ihrer Tochter - meiner Mutter – vorstellte und wie glücklich er war, über all das, was sie miteinander erleben durften. Trotz allem.

Mehr als ein halbes Jahrhundert nachdem er geschrieben worden waren, hatte der Brief mir das Geheimsnis meiner Großmutter geschenkt, die gestorben war, als ich 9 Jahre alt war. Sorgfältig legte ich ihn in sein Versteck zurück, packte die Knöpfe wieder obendrauf und stellte das Kästchen ins Regal zurück. Und fragte mich, ob in 20 Jahren noch irgendjemand wissen wird, wie Schreiben mit der Hand sich anfühlt und wie das Gefühl, den Brief eines geliebten Menschen in der Hand zu halten.

20
Jun
2006

Neudeutscher Patriotismus - Szenen aus dem Alltag

Ein deutscher Frühstückstisch am Sonntagvormittag, irgendwo in Berlin. Darsteller: Mutter (39) und Sohn (6). Salbungsvolles Vortragen der deutschen Nationalhymne durch die Mutter zum Zwecke der patriotischen Nachwuchsförderung. Nachsichtiger Kommentar des jungen Zuhörers nach Beendigung der Aufführung: "Das war ganz toll, Mama, jetzt musst Du nur noch die richtge Melodie..."

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21
Mai
2006

Es war kein schöner tak

Heute hat sich mein Sohn (6) seine ersten 50 Cent verdient. Die hatte er zuvor mit mir ausgehandelt, als Honorar, für eine Geschichte, die er, wie er mir resolut erklärte, gedachte zu schreiben, wenn ich ihn denn dafür auch gebührend entlohnen würde.

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"Böse Fale" heißt das soeben fertiggestellte Erstlingswerk und beginnt mit den unheilverkündenden Worten: "es war kein schöner tak!" Natürlich gewinnt nach vielen "schrekleren" Kämpfen am Ende der Gute, übrigens ein sehr mutiger Junge, wie überraschend, von ungefär sechs Jahren. Der unendlich starke, unendlich böse Schurke wird schließlich von der Polizei abgeführt und der siegreiche Held reißt mit den Worten "Sieker! Jaaaaaa" beide Arme in die Luft!

19
Mai
2006

Aus dem Takt

Heute ist wie gestern und morgen wartet ein Vielleicht. Jetzt tröpfelt träge. Nichts geschehen.

17
Mai
2006

Getrimmte Zeiten

Was den Trend zu unbehaarten Frauenkörpern angeht, der ist wohl endgültig nicht mehr aufzuhalten. Neulich musste ich mich am Telefon von meiner besten Freundin fragen lassen, ob ich mir denn auch endlich "den Busch trimmen“ würde. Sie hätte sich nämlich am Tag zuvor im Fitnessstudio mal ganz genau umgesehen und sei zu der Erkenntnis gelangt, ungetrimmter Wildwuchs gehe gar nicht mehr! Wie immer um mein optisches Erscheinungsbild besorgt, ließ sie mich an dieser wertvollen Einsicht sofort teilhaben, denn schließlich, so ihre Argumentationslinie, seien wir moderne Frauen und müssten daher zusehen, dass wir auch mit Ende 30 nicht komplett den modischen Anschluss verlieren. Ich kann gar nicht sagen, wie dankbar ich ihr für diesen Hinweis war. Grauenhaft die Vorstellung, ich wäre auf der nächsten Party von einer unbekannten Dame ins Gespräch verwickelt worden und mich hätte die Frage: "Wie trimmen Sie denn dieser Tage Ihren Busch?" ganz und gar unvermittelt und unvorbereitet getroffen. Möglicherweise hätte ich in fataler Verkennung des semantischen Feldes geantwortet: „Wie immer, mit der Heckenschere, und Sie?“ Die Folgen! Nicht auszudenken...

16
Mai
2006

Premiere!

Bloggen? Wasdasdenn? Kollektives Hosenrunterlassen in aller Öffentlichkeit? Aber...was für 'ne Öffentlichkeit denn eigentlich? Kann gar keine entdecken...na ja, eigentlich auch egal, mach ich halt mal mit.
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